Die geköpfte Drosera regia

Es begann ja eigentlich alles so schön. Im Juni 2006 überließ mir ein Fleischi-Freund eine seiner frisch gekauften Drosera regia und ich freute mich, nun auch diese Art groß ziehen zu dürfen. Das "Großziehen" ist dabei wörtlich zu nehmen, denn der kleine Ableger war kaum größer als eine junge D. capensis - wo der Königssonnentau doch wirklich zu Größerem bestimmt ist :)

Nach den ersten Wochen passierte dann aber das Desaster. Noch heute denke ich nicht gern an den Tag zurück - es ist einer der Momente, wo man sich am liebsten selbst in den Arsch beißen könnte (dass man kein Hund ist, erschwert diese Sache aber doch erheblich). Beim Gießen, Beobachten und Pinzettieren meiner Fleischis kam ich aus Versehen an den regia Topf, der in einer 720°-Drehung mit Pirouette und Kopfsprung auf den Boden plumpste. Ein Schrei - doch es war zu spät. Innerhalb weniger Millisekunden hatte ich das Wrack geborgen, das wie die berühmte Butterbrotscheibe natürlich kopfüber auf dem Teppich verstreut lag. Erschrocken musste ich feststellen, dass der Kopf der D. regia komplett abgebrochen war. Das Ausmaß der Katastrophe erkennt man hier (GAU-Tag: 22.06.06):

regia am 22.06.06

Was sollte ich tun? Ich konnte nur hoffen, dass die Mutterpflanze neu austrieb, für den abgebrochenen Kopf hatte ich wenig Hoffnung, da Blattstecklinge bei D. regia schließlich nicht funktionieren, was ich auf diesen Fall übertrug. Gott sei Dank zeigte die Mutterpflanze tatsächlich nach 2 Wochen wieder erstes Leben (Tag des Lebens: 06.07.06):

regia am 06.07.06

Sie trieb gleich an 4 (!) Stellen wieder aus - eine überragende Regenerationsfähigkeit, die Pflanze steckte ihre ganze Energie in die neuen Triebe. Sie wuchs und wuchs und war nicht mehr aufzuhalten. Am 21.07.06 sahen die neuen Triebe schon sehr fortgeschritten aus:

regia am 21.07.06

Und so wächst sie und wächst sie und wächst...

Der Kopfsteckling wuchs erst ein wenig weiter, stellte dieses Wachstum dann jedoch ein und die alten Blätter begannen zu vertrocknen. Doch nach 2 Wochen fingen neue Blätter an sich zu entrollen. Der Ursache auf den Grund gehend konnte ich feststellen, dass sich eine neue Wurzel zu bilden begann, Heureka! Da schaut's her ( 08.07.06) :

regia Kopf am 08.07.06

Die Wurzel war kaum erkennbar, aber offensichtlich. Und sie wurde größer - am 11.07.06:

regia Kopf am 11.07.06

Immer mehr neue Fangarme entrollten sich und am 20.07.06 bereits zeigte die Wurzel eine beträchtliche Größe:

regia Kopf am 20.07.06

Und so wächst sie weiter und wird sich wohl auch in Zukunft nicht von meinen vermeintlichen Köpfungsplänen einschüchtern lassen (man stelle sich vor, den französischen Königen wäre nach der Guillotine der Kopf nachgewachsen).

Dieser Versuch und die positiven Erfahrungen daraus zeigen zweierlei Dinge: zum einen, dass D. regia eine unglaubliche Regenerationsfähigkeit besitzt und Kopfstecklinge eine wenn auch nicht ganz herrömmliche Methode zur Vermehrung der Art darstellen. Wurzelstecklinge halten sicher viele für effektiver, aber soviele neue Austriebe bekommt man dadurch sicher nicht.

Außerdem sieht man, dass so ein Unfall auch seine guten Seiten haben kann. Kaum einer wird solch ein Experiment zuvor schon einmal durchgeführt haben und so bin ich auch ein wenig stolz darauf, dieses Gebiet erforscht zu haben und meine Erfahrungen damit hier zur Verfügung stellen zu können.

Im englischen CPUK-Forum habe ich gelesen, dass selbst schon Blattstecklinge bei D. regia erfolgreich gewesen sein sollen. Dies ist wohl ein Experiment, das ich demnächst in Angriff nehmen werde. Ein wenig Experimentierfreudigkeit bringt doch Schwung in die Fleischi-Leidenschaft ;-)

 

 
 

 

Copyright 2006, Matthias Jauernig