CeBit Erfahrungsbericht

1. Einleitung
2. Vorbereitungen
3. Anfahrt
4. Messegelände
5. Ausstellungsprogramm
5.1 IT Equipment & Systems
5.2 Software & Services
5.3 HR - Human Ressources / Automatic Data Capture
5.4 Telecommunications & Networks
5.5 IT Security & Card Technology
5.6 Banking Technology & Financial Services
5.7 future parc
5.8 CeBIT Job & Career Market
6. Messerundgang
6.1 Der Vormittag im Bereich "Telecommunications & Networks"
6.2 Vorträge über IT-Sicherheit zum Mittag
6.3 Der Nachmittag im Zeichen der Software
6.4 Die Cooldown-Phase
7. Abfahrt
8. Fazit
8.1 Der Trend zu multimedialen Vernetzung
8.1.1 Von der Nische zum Standard
8.1.2 Der multimediale Mittelpunkt
8.1.3 Zukunftsmusik
8.1.4 Wo steht Microsoft?
8.1.5 Wo steht Linux?
8.2 Multimediale Mobilität
8.2.1 Handys als Alleskönner
8.2.2 Mobile PCs


1. Einleitung

Als die weltweit größte Computermesse dürfte die jährlich im Frühjahr stattfindende "CeBIT" in Hannover jedem noch so kleinen Computerlaien ein Begriff sein. Interessant ist die Messe nicht nur deshalb, um sich mit den neuesten Produkten, Gerüchten und Trends vertraut zu machen, sie bietet zudem ein Forum für Freaks, Geeks und bekannten Größen der Computerszene ebenso wie z.B. einen "Job und Career Markt", wo für jeden jobsuchenden Informatiker etwas dabei sein dürfte.
Zum ersten Mal in meinem 19-jährigen Leben wollte ich auch einmal "Trendgetter" sein und machte mich am 6. Messetag, Sonntag den 16.03.03, auf den Weg zur Hannoveranischen Messe. Was ich dabei erlebt habe und was ich allen, die auch einmal zur CeBIT fahren wollen, gern mitteilen möchte, das erfahrt ihr im weiteren Verlauf dieses Reports.

2. Vorbereitungen

Als wichtigste Vorbereitung für mich galt es, auf die Internet-Präsenz zur CeBIT (www.CeBIT.de) zu gehen und mir dort die relevantesten Eckdaten heraus zu suchen. Die Webseite hinterlässt dabei einen gemischten Eindruck. Auf der einen Seite habe ich die für mich interessanten Fakten schnell gefunden, doch Gliederung und Übersichtlichkeit könnten noch optimiert werden. So habe ich andere Meinungen eingefangen, die nicht so positiv waren - im Großen und Ganzen ist der Webauftritt aber in Ordnung. Neben Geländeplänen, Anfahrtsskizzen und -beschreibungen (ob nun mit Pkw, Bahn, Bus oder auch Flugzeug), Ausstellungsprogramm und Tipps zu Sonderveranstaltungen fand man auch "daily life" Informationen z.B. zur Gastronomie, über Serviceeinrichtungen auf dem Messegelände oder zu Unterkunftsmöglichkeiten in Hannover - an Informationsmöglichkeiten mangelte es also nicht!
3 Maus-Klicks von der Startseite entfernt kam ich schon an die für mich wichtigste Information: die Anreise per Bahn. Nach einem weiteren Klick erschien schon der Plan des Messegeländes auf meinem Monitor, von wo aus Links zu den jeweiligen Veranstaltungsthemen verwiesen. Nachdem alles ausgedruckt war, stattete ich www.bahn.de noch einen Besuch ab und nachdem ich dann meinen Fahrplan zum Messegelände Hannover/Laatzen ausgedruckt hatte, konnte es eigentlich schon losgehen.

3. Anfahrt

Die Anfahrt zur CeBIT gestaltete sich für mich als Ossi etwas problematisch, da ich mit dem Zug schon mal 6 Stunden bis nach Hannover fahre. Glücklicherweise habe ich Bekannte in Hildesheim, die mich fürsorglich für 2 Nächte beherbergt haben. So bin ich am 15.03.03 nach Hildesheim gefahren und am 16.03. ging es dann früh's um 06:30 Uhr mit dem Aufstehen los. Nach Waschen und Frühstück habe ich mir dann auch meinen Pinguin-Anhänger-Rucksack gekrallt und bin voller Vorfreude in den Zug nach Hannover Messe/Laatzen gestiegen. Und ich war nicht der Einzige. Der Zug war quasi überfüllt und ich konnte mich glücklich schätzen, einen Sitzplatz bekommen zu haben und nicht stehen zu müssen. Um 08:30 Uhr stieg ich dann auch schon am Messebahnhof aus und machte mich auf den kurzen Weg zum Tor "West 1".

4. Messegelände

Kurz danach stand ich dann auch schon an der Kasse und konnte mein Ticket dank der frühen Anreise auch sofort lösen. 35 Euro für einen Tag erscheint reichlich viel, dafür wurde allerdings auch einiges geboten (dazu später mehr). Ein erster Blick über das Gelände der fast 30 Hallen ließ es erahnen: die CeBIT ist riesig! In dem Gemurmel auf dem Areal prägte ein Satz dies wohl am besten: "wie eine kleine Stadt in sich"! Und so war es auch - eine Halle war schätzungsweise schon so groß wie ein Fußballfeld; auf jeden Fall zuviel, um an einem Tag jeden Stand in jeder Halle besuchen und in Ruhe betrachten zu können. Deshalb galt es Prioritäten zu setzen. Ich war ja vor ein paar Jahren schon auf der Expo, welche auf demselben Messegelände statt fand, aber so immens hatte ich die Dimensionen nicht mehr in Erinnerung...

Cebit-Geländekarte

5. Ausstellungsprogramm

Das Ausstellungsprogramm gestaltete sich ebenso vielfältig wie interessant und war in seiner ganzen Fülle an einem Tag sicher nicht komplett und in aller Ruhe zu durchlaufen, zumal die vielen Sonderveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Fachtagungen viel Zeit in Anspruch genommen hätten, wenn man sie alle besuchen gewesen wäre. In meinem Bericht des Messerundganges komme ich näher auf das zurück, was ich schwerpunktmäßig gesehen und erlebt habe, hier soll erst einmal ein kleiner Überblick über die verschiedenen Ausstellungsthemen gegeben werden:

5.1 IT Equipment & Systems

Dieser in den Hallen 1, 2 und 19-25 angesiedelte Messebereich hat es sich auf der CeBIT 2003 zum Ziel gesetzt, Zukunftstrends aufzuzeigen und diese zur Diskussion zu stellen. Insgesamt 1.344 Aussteller belegen hier eine Netto-Fläche von 122.665m².
Neben Computer-Systemen und mobilen Computern kann sich der Besucher hier mit einer Vielzahl an Themengebieten beschäftigen, darunter auch Bürotechnik (Drucker, Kopierer, Aktenvernichter, ...) oder Trends im Bereich Prozessoren, Monitore, Motherboards und aller weiteren Bestandteile eines modernen Computers.
In Halle 1 dominieren dabei die Stände der großen Konzerne nebst dem Themenschwerpunkt "digitale Fotografie", in Halle 2 stehen "Mobile Computing", PDAs, Notebooks und PCs im Vordergrund. In den Hallen 19, 20, 21 und 25 liegt der Fokus auf der Hardware rund um den PC: externe Speicher, Eingabegeräte, Lautsprecher, Drucker und Scanner, wohingegen man sich in den Hallen 22 und 24 mit dem Innenleben eines Computers vertraut machen darf: Prozessoren, Motherboards, Arbeitsspeicher und Gehäuse sowie Kabel und Stromversorgungslösungen werden hier pr-gerecht vorgestellt. In Halle 23 geht es schließlich um den Bereich Entertainment: Grafik- und Soundkarten, Spielkonsolen sowie das zugehörige Hardware-Zubehör werben hier um die spass-durstige Unterhaltungsgesellschaft.
IT Equipment & Systems

5.2 Software & Services

In den Hallen 1, 3-8 und im nördlichen Teil der Halle 9 beschäftigt sich dieses Ausstellungsprogramm mit der Software von Computern, ohne die derselbige nicht effizient bzw. gar nicht arbeiten könnte.
Der ehemalige Schwerpunkt "IT-Engineering" ist hier mit eingeflossen und dieses Mal in Halle 6 zu finden. Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Dienstleistung rund um Software - immer mehr Firmen bemühen sich, ihre Kunden durch Hotlines, Schulungen oder Integrationshilfen mit der entwickelten Software vertraut zu machen.
Weiterhin wird die ASP-Technologie (Application Service Provider) vorgestellt, womit Kunden die Möglichkeit besitzen, Software zu benutzen, ohne sie zu besitzen - durch einfachen Zugriff über das Internet.
Überhaupt ist der Anteil an internetfähiger Software extrem gestiegen. So können Softwareupdates herunter geladen, Daten ausgetauscht oder Grafiken präsentiert werden - nahezu jede Software besitzt vergleichbare Möglichkeiten.
Das Angebotsspektrum reicht von Application Software (Anwendungssoftware, Grafiksoftware, Antivirenprogramme, Office-Lösungen etc.) über System Software (Betriebssysteme, Client/Server-Technologien, Netzwerkmanagement-Software etc.) bis hin zu E-Business Software (E-Commerce, Content Management etc.) und IT-Services (ASP, IT-Consulting etc.). Sonderschauen wie die "Open Source Solutions Exchange" in Halle 3, "World of Solutions" in Halle 6 oder der "Internet-Park" in derselben Halle runden den Software-Schwerpunkt ab.
Software & Services

5.3 HR - Human Ressources / Automatic Data Capture

In Halle 9 werden die neuesten Entwicklungen im Bereich Informations- und Wissensmanagement vorgestellt. Dieser Ausstellungsschwerpunkt richtet sich vor allem an Unternehmen, die den sich ständig ändernden Anforderungen an ihre Angestellten gerecht werden müssen.
Eine faszinierende Neuerung ist z.B. ein Gerät, das nahezu in Echtzeit Gesprochenes in verschiedene Sprachen übersetzen kann, womit sprachliche Barrieren abgebaut werden dürften. Ebenso wird Software zur Betriebsdatenerfassung und zur Einrichtung von Zugriffskontrollen, die maßgeschneidert auf bestimmte Tarifverträge oder Arbeitszeitmodelle sind, vorgestellt. Eine Vielzahl weiterer Themen lässt Supermärkte aufhorchen: Barcode-, Radiofrequenz- oder auch Etikettensysteme helfen bei Verkauf und Kontrolle.

5.4 Telecommunications & Networks

Vor allem multimediale Handys und den alten neuen Standard UMTS wird es in diesem Bereich zu sehen geben. Ob nun Fotos, Videos, Internet-Browser oder Spracheingabe - neue Handys sind wahrliche Alleskönner.
Kein Wunder, dass dieses interessante Gelände mit 1.450 Ausstellern und 118.332m² Fläche aufwarten kann; der Drang nach frischer Technologie dürfte hier bei vielen Messebesuchern gestillt werden.
Doch der Ausstellungsschwerpunkt hat noch mehr zu bieten. So z.B. die führenden Netzausrüster in Halle 13 und 27, die neue Entwicklungen im Bereich Videokonferenzen, CTI und Messtechnik liefern. Ebenso wird Neues aus dem bereich Vernetzung über Internet-Protokolle geliefert - dieser Trend hält an und zeigt auf der diesjährigen CeBIT neue WLAN-Technologien ebenso wie ein 10GBit-Ethernet oder Optical Switching in Carrier-Netzen auf, was das Internet im Backbone-Bereich noch schneller machen dürfte.
Ein hersteller-unabhängiger Informationsmix wird schließlich noch vom NIC (Network Information Centre) in Halle 15 geliefert, wo neueste Erkenntnisse in Sachen Netzwerktechnik vorgestellt werden und ein hochkarätiges Vortragsforum sowie Podiumsdiskussionen Lust auf mehr machen.
Telecommunications & Networks

5.5 IT Security & Card Technology

Rund 290 Aussteller, verteilt auf ca.10.300m², vereinen sich zu diesem für professionelle Anwender höchst interessanten Themenschwerpunkt. Kein Wunder, gewinnen Sicherheitsaspekte im Datenverkehr doch immer noch an Bedeutung.
Wie auch im vergangenen Jahr werden hier in Halle 17 im mittleren Bereich des Geländes Themen wie digitale Signaturen, Sicherung von Datenbeständen, Chipkarten-Lesesysteme, biometrische Identifikation und alle möglichen Arten von Sicherheitssoftware vorgeführt und zur Diskussion gestellt.
IT Security

5.6 Banking Technology & Financial Services

"Die Bank der Zukunft" - so könnte das Leitthema dieses Messeprogramms lauten. So findet sich im Programm der 250 Unternehmen auf den 11.000m² in den Hallen 17 und 18 alles, was im Bereich Hardware, Software und Dienstleistungen mit einer Bank in Verbindung gebracht werden kann: Electronic-Banking, Mobile-Banking, Internet-Brokerage, aber auch optimierte Geräte für SB-Banking und Filialgeschäft...

5.7 future parc

Im Messejahr 2002 wurde der "future parc" unter dem Motto "Wirtschaft trifft Forschung" ins Leben gerufen. In diesem Jahr wird das erfolgreich gestartete Konzept fortgeführt, dabei stellen in Halle 11 über 400 Forschungseinrichtungen, Universitäten, Fachhochschulen und junge Unternehmen ihre innovativen Lösungsansätze vor - ein Forum also für alle Querdenker und die Wissenschaft der Branche.
Besucher erfahren in diesem Ideenpool durch neue Lösungsansätze alles über die jüngsten Trends der Branche, die in ein paar Jahren den Stand der Technik darstellen (könnten).
Der kommunikative Aspekt wird groß geschrieben beim "future parc" und so ist es nicht verwunderlich, dass es ein integriertes Forum gibt, den "future talk". Darin werden eigene Projekte der Aussteller vorgestellt und über Trends und Neuigkeiten diskutiert. Podiumsdiskussionen, Vorträge und Kurzpräsentationen zu allen an den jeweiligen Messetagen vorgestellten Themen runden den Kommunikationsmittelpunkt ab.

5.8 CeBIT Job & Career Market

Als was ließe sich eine Computermesse zweitrangig nicht besser nutzen als auch als Jobbörse im IT-Bereich? Die CeBIT gehört hier zu einer der größten Messen, allein letztes Jahr interessierten sich über 90.000 Besucher für die Vermittlungsfirmen, Jobbörsen und Personaldienstleister dieser Kategorie. So wird der Messebesuch gleich doppelt nützlich...

Job & Career Market

6. Messerundgang

6.1 Der Vormittag im Bereich "Telecommunications & Networks"

Um 08:30 Uhr war das Messegelände noch ziemlich verwahrlost - Grund genug für einen gemütlichen Bummel durch Halle 17, wo sich auch das West 1-Tor befand. Zudem gönnte ich mir ein kleines 2. Frühstück und machte mir eine Art Tagesplan, was im Vorfeld anhand mangelnden Wissens über die Dimensionen der Messe schlecht möglich war. Am Stand von Cisco Systems kam man zudem kostenlos ins Internet, was ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte.
Und dann ging es auch pünktlich um 09:00 Uhr auf meinen Messerundgang. Da mir die Hallen des Themengebietes "Telecommunications & Networks" am nächsten waren beschloss ich die 2-3 Stunden des Vormittags dort zu verbringen. Und trotz der frühen Stunde waren diese Hallen schon jetzt die best besuchtesten, die ich an diesem Tag erlebt habe. Vor allem an den Ständen der Handyanbieter und -hersteller von O2, Vodafone, Debitel, T-Mobile, Siemens, Nokia etc. pp. herrschte reger Betrieb. Wen wundert's: bei Handys, die mit 16-Bit-Farbqualität klotzen statt kleckern und deren Software sich fast schon wie ein Browser bedienen lässt, die Video- und Digicam in einem sind und die tolle Sounds haben?! Da kommt selbst so ein Neuheitenmuffel wie ich ins Schwelgen :o). Eine weitere Neuerung waren die ersten UMTS-Handys, die sich dem Besucher allerdings weniger PR-wirksam klobig und einfach unschön darstellten. Trotzdem könnte dies einen Trend darstellen, der sich über die nächsten Jahre hinweg noch ausbauen dürfte.
Sehr PR-wirksam hingegen waren einige Bühnenshows der Unterhaltungselektronik. Von Breakdancern über Live-Konzerte bis zum Auftritt von Oliver Kahn und Karl-Heinz Rummenigge war da alles mit dabei.
Abseits der Handys fiel ebenfalls die große Zahl der Anbieter auf, die WLAN- und Bluetooth-Karten in ihrem Sortiment hatten. Diese Techniken scheinen sich demnach immer weiter zum Standard zu etablieren und dürften bald kaum mehr in Privathaushalten fehlen.
Die Zeit verging schneller als gedacht und schon hatte ich in 2 Stunden die Hallen 12, 13, 26 und 27 hinter mich gelassen und machte mich auf den Weg zum Bereich "IT Security & Card Technology" in Halle 17.

6.2 Vorträge über IT-Sicherheit zum Mittag

Von Halle 17 war ich besonders angetan, lag der Themenbereich IT-Sicherheit doch zu 100% in meinem Interessengebiet. Gewundert hat mich, dass hier wirklich weniger Messebesucher anzutreffen waren - dem unterhaltungstechnischen Bereich musste dieses ja eher ernstere Thema wohl Tribut zahlen. Ich fand das Ausstellungsprogramm allerdings durchaus interessant. Der Stand des BSI war wirklich gut - neben diversen Informationsbroschüren zur IT-Sicherheit gab es hier auch die Knoppix-CD-ROM mit eben diesem in letzter Zeit sehr populär gewordenen Live-Linux-System, welches man sich sonst über ein Online-Formular erst bestellen müsste sowie zwei weitere Datenträger mit illustrierten Dokumenten zu IT-Sicherheit. Weiterhin stellten viele weitere Sicherheitsunternehmen ihre Konzepte vor, für mich waren allerdings eher die im Rahmen des CefIS (Centre for Information Security) statt findenden Vorträge interessant. Diese fanden in einem kleine Pavillon in Halle 17 statt, der gerade einmal schätzungsweise 30 Besucher beherbergen konnte.

11:00 Uhr - Führung und Vortrag: Sicherheit und Hochverfügbarkeit im SICHEREN RECHENZENTRUM
Man sah es dem Vortragenden "Rainer v. zur Mühlen" schon irgendwie an - dieser etwas ältere Herr konnte nicht viel mit der IT-Sicherheit auf Software-Ebene zu tun haben. Und so ging es in seinem Vortrag auch nur um die physische Sicherheit, welche anhand vieler Abbildungen allerdings interessant dargestellt wurde. Neben Wasser- und Brandschutz ging Mühlen auch auf optimale Stromversorgung und Kabelverlegung sowie viele weitere verwandte Themen ein. Maßnahmen zum Schutz auf dieser Ebene wurden dann auch praktisch anhand von Feuer- und Wassermeldern, Brandbekämpfungsmitteln und Personenschleusen deutlich gemacht. Die eine Stunde war recht schnell verstrichen, aber auch gut investiert.
12:00 Uhr - Vorgehen zur Etablierung eines IDS
Irgendwie habe ich es schon vorher geahnt: gerade einmal eine halbe Stunde würde deutlich zu wenig sein, um dieses Thema ausführlich zu erläutern. So kam es auch, dass sich der Referendar "Christoph Puppe" gewaltig in der Zeit verschätzt hat und mit der Vorstellung seiner Firma, ihrer Produkte und einführenden Worten zur Vermehrung der Kriminalität im Internet schon ca. 1/3 der Zeit verstrichen war. Die restlichen Minuten waren dann eher wie ein schnelles Geklicke durch die verschiedenen Folien des Vortrags, wobei Puppe auf die verschiedenen Arten von Intrusion Detection Systemen auch eher kurz einging und dann erläuterte, wo die Etablierung eines IDS in einem Netzwerk am sinnvollsten wäre. Insgesamt hätte man sich den Vortrag auch sparen können, mit einer Stunde Zeit wäre daraus aber sicher mehr geworden.
14:00 Uhr - Tatort Internet - Angriffe und Schutzmaßnahmen
Diesem Vortrag zu lauschen fiel nicht leicht. Das mag wohl daran liegen, dass ich nach einem guten Mittagessen im Freien bei strahlend blauem Himmel ein echtes Leistungstief hatte, aber auch daran, dass der eher ermüdende Vortragsstil von Michael Silvan nicht wirklich meinen Vorstellungen entsprach.
Zunächst ging er auf die verschiedenen klassischen Angriffe und auf klassische Abwehrmöglichkeiten ein, sein Vortrag hatte auch nicht den "Tatort Internet" als Allgemeines im Bild, sondern spezialisierte sich eher auf das Thema Content Security in mittelständischen Unternehmen. Herr Silvan machte dahingehend auch auf eine Application-Gateway-Firewall aufmerksam und empfahl die Etablierung eines IDS auf Applikationsebene. Ihm war besonders wichtig, dass dem Zuhörer bewusst wird, dass er die Mitarbeiter seiner Firma in Bezug auf IT-Sicherheit sensibilisieren und aufklären müsse und dass sich jeder bewusst wird, dass es keine 100%ige Sicherheit geben kann.
Auch hier waren mir die 30 Minuten Vortragszeit ein Dorn im Auge. Vieles musste abgekürzt oder herunter gerattert werden, ohne weiter darauf einzugehen. Beim nächsten Mal würde ich mir hier mehr organisatorische Tätigkeit wünschen...
15:00 Uhr - Security Audits und Penetrationstests
Der letzte Vortrag an diesem Sonntag-Nachmittag gefiel mir auch gleich am allerbesten. Ohne größeren Zeitdruck konnte der Vortragende Christoph Puppe, der schon um 12:00 Uhr referierte, auf das Vorgehen bei Penetrationstests eingehen. Zwar gehörte das Vorstellen seiner Firma und ihrer Produkte wieder standardmäßig zum Programm, ebenso wie die einführenden Worte zur wachsenden Kriminalität im Internet, dann ging Puppe aber detailliert auf das Thema Penetrationstests ein, wobei er zunächst den Begriff selbst definierte, dann Diagramme zum Vorgehen bei einem Pentest zeigte und die einzelnen Schritte (Vorbereitung, Scannen, Eindringen etc. pp.) klar und deutlich erläuterte. Eigentlich waren für den Vortrag auch nur 30 Minuten angesetzt, da allerdings kein weiterer Referendar anstand, konnte die Zeit locker überzogen werden - wen es interessierte, der blieb eben noch eine Weile. Der lockere Vortragsstil machte das Programm dann auch zu einem Erlebnis, wo man sich an so mancher Stelle das Lachen nicht verkneifen konnte - Humorvolles und Ironisches gehörte dazu und ließ das Interesse des Zuhörers nicht schwinden (bei der Anekdote einer Firma, die ein halbes Jahr für alle Benutzer dasselbe Passwort hatte, konnte ich einfach nicht mehr...). Zu guter Letzt konnte Puppe sein Referat noch mit der Vorstellung beliebter Tools und Hilfsmittel (nmap, hping, nessus, saint, iss, satan, netcat, useit, stealth etc.) sowie der Bekanntgabe einiger guter Links abrunden. Um 16:10 Uhr war dann schließlich ein Ende erreicht und dankbar verließ ich das CefIS, um mich den weiteren Bereichen der Messe zuzuwenden.

6.3 Der Nachmittag im Zeichen der Software

Zwischen den einzelnen Vorträgen im CefIS hatte ich genug Zeit, um die "IT Equipment & Systems"-Hallen 1 und 2 sowie die "Telecommunications"-Hallen 14-16 zu durchwandern und bei Halle 16 ein ausgiebiges Mittagessen einzunehmen. Guten Gewissens konnte ich also 2 Stunden vor dem Ende des Messetages -schon recht erschöpft, wie ich sagen muss- in die Hallen von "Software und Services" gehen und mir da die besten Stände genauer anschauen. So z.B. den c't- und iX-Stand, wo es Sonderausgaben der jeweiligen Zeitschriften kostenlos zum Mitnehmen gab. Auch der heise-Stand interessierte mich: hier gab ich den PGP-Zertifizierungsantrag ab, den ich schon zu Hause ausgefüllt hatte; den PGP-Schlüssel hatte ich im Vorfeld per Email zur Zertifizierung eingereicht, den Antrag musste ich allerdings persönlich abgeben, da für eine Zertifizierung des Schlüssels die angegebenen Daten mit meinem Personalausweis abgeglichen werden mussten. In ca. 8 Wochen würde ich den zertifizierten Schlüssel erhalten - na schauen wir mal.
Als gute Chance nutzte ich auch den Besuch des Addison-Wesley- und M&T-Standes, wo ich in die neuesten und für mich interessantesten Bücher reinschnuppern konnte. Das Buch "Künstliche Intelligenz" der Pearlson- Studium-Reihe gefiel mir dabei so gut, dass ich es mir gleich vor Ort bestellt habe und aus Dank eine Addison-Wesley-Tasse umsonst dazu bekam. Na wenn das nichts ist :o)
Ziemlich zuletzt nahm ich mir den sogenannten Linuxpark vor. Doch was so schön als "Park" bezeichnet wurde, waren in Wirklichkeit nur ein paar Stände, die meisten aufgrund des frühen Abends (17:00 Uhr) zudem schon verwaist. Frohen Mutes nahm ich mir ein paar Prospekte mit und schaute dem Treiben auf einigen Monitoren zu, bis ich weiterging und ein besseres Programm an den Ständen von Linux International und SuSE vorfand, was mich dann doch wieder gut stimmte.
Um nicht zu sagen "leider" kam ich am Stand von Microsoft vorbei (an einem ihrer Stände). Es war 17:30 Uhr und ich wollte mal etwas hören, worüber ich lachen konnte, also gesellte ich mich zu den Vorträgen "Windows Server 2003" und "IT-Sicherheit", von denen ich mir aber nur einen Teil anhören konnte, weil es dann einfach gereicht hat. Ich wusste nicht mehr, ob ich lachen oder weinen sollte. Wie sollte es anders sein, verkündet der Software-Gigant schön publikumswirksam mit modernster Technik (riesige Touchscreen-Leinwand, höchst aufwendige Animationen) das Ende allen Leidens, den Anfang einer neuen Ära, in der Microsoft umgedacht hat und allein Anwender und Sicherheit in den Mittelpunkt stellt. Natürlich wird alles besser, schöner, schneller - dass bei dieser Firma Süßholz geraspelt wird, kam hier wieder besonders gut zur Geltung.
So sollen die Programmierer von Microsoft wohl auf Sicherheit geschult, die Sicherheitsmethoden verbessert und die Software nahezu "einbruchssicher" gemacht worden sein - klar! Auch wurden in den neuen "Windows Server 2003" wohl Tools für Security- und Config-Checks eingebaut, so dass man jetzt Variablen setzen kann, wie man lustig ist, diese Konfiguration dann aber mit dem entsprechenden Tool prüfen kann - na wer braucht denn da noch Admins?! "Das Blaue vom Himmel reden" dürfte hier die richtige Umschreibung dieses Gesülzes sein, natürlich war nichts von TCPA oder der "Next Generation Secure Computing Base" (ehemals Palladium) zu hören - dürfte klar sein. Nach 30 Minuten ärgster Selbstbeherrschung wurde es mir dann aber echt zu viel - wütend und halb laut, halb leise wild fluchend verließ ich das Vortrags-Halbrund und auch den Bereich der Software auf der Messe.

6.4 Die Cooldown-Phase

Schlussendlich ging ich dann noch halb desinteressiert durch die Hallen von "IT Equipment & Systems" und schaute mir die Stände von Hardwareherstellern wie NVidia, ASUS, MSI etc. an. Um die Mittagszeit herum war ich ja bereits in den Hallen 1 und 2, wo z.B. HP, Canon, Vobis und andere zu sehen waren. Zu dieser späten Stunde war ich dann noch in den Hallen 19-25, wobei mich vor allem die neuesten Grafikkarten interessierten (obwohl mich Computerspiele an sich kaum mehr motivieren können). Viele Aussteller packten allerdings schon ihre Sachen und schlossen die Stände, wodurch auch für mich die Zeit gekommen war, mich langsam aber sicher zu verabschieden.
Ein gemütliches Plätzchen zum Ausklingen des Messetages fand ich dann in Halle 25 am Stand D40, wo ich um 18:15 Uhr bei einem leckeren Caipirinha zur "Happy Hour" die Live-Band genossen habe. Um 19:00 Uhr machte aber selbst ich mich auf den Weg, um irgendwann an diesem Tag auch noch einmal in den Genuss zu kommen, meine matten Glieder zu räkeln.

Blick vom Hermesturm

7. Abfahrt

Um 19:41 Uhr fuhr mein Zug von Hannover Messe/Laatzen dann auch los, um 20:06 Uhr kam ich wieder in Hildesheim an und musste noch eine halbe Stunde laufen, bis ich mich dann endlich duschen und in mein Gästebett legen konnte. Am nächsten Tag ging es dann wieder nach Hause - mit frischen Ideen im Kopf und 2 Blasen mehr an den Füßen ;o)

8. Fazit

So ein Messetag hat schon etwas, in positiver wie auch in negativer Hinsicht. Allgemein muss ich wohl sagen, dass ein Tag nicht ausreicht, um in Ruhe alle Angebote der CeBIT wahr nehmen zu können. Ich war allerdings in fast jeder Halle und habe mir auch für Vorträge allerhand Zeit genommen, was sicher nicht schlecht war und den Eintrittspreis schlussendlich gerechtfertigt hat.
Was auffiel, war die große Anzahl der asiatisch-stämmigen Firmen, die auf der Messe als Aussteller vertreten waren. Die Stimmung war recht gut, obwohl man bei den Firmen im Unterton und subjektiv wahrgenommen schon eine kleine Depression erahnen konnte. Manche Hallen waren auch nicht randvoll mit Ausstellern, das war so manches Jahr anders. Gleichfalls hielten sich die Besucherzahlen in Grenzen. Gerade in der IT-Sicherheits-Halle 17 ließ sich erahnen, dass diese im Gegensatz zum Vorjahr mit insgesamt 615.000 um ca. 17% zurückgingen.
Für mich war der Tag allerdings schön, egal wieviel Besucher da waren. Ich bin zwar sicher an die 30-40km gelaufen und war nachher durchgeschwitzt, groggy und konnte kaum noch laufen, doch für meine Zukunft habe ich viel neue Tatkraft, Motivation und einen Sack neuer Ideen mitgenommen, was mich im nächsten Jahr sicher wieder dazu veranlassen wird, die weltgrößte Computermesse zu besuchen...

8.1 Der Trend zur multimedialen Vernetzung

Was Visionäre schon lange angekündigt haben und was spätestens mit dem "Internet-Kühlschrank" auch an die breite Öffentlichkeit gedrungen ist, wurde auf der CeBIT 2003 mehrfach zelebriert und scheint immer weiter auf dem Vormarsch für Normalsterbliche zu sein: ein Haus oder eine Wohnung, welche multimedial vernetzt sind. Ob Fernseher, PC oder HiFi-Anlage -- in Zukunft sollen alle elektronischen Geräte miteinander kommunizieren können.
Was im letzten Jahr noch zu unterhaltungslastig erschien, um auf der Computermesse zu erscheinen, wird dieses Jahr geradezu empor gehoben.
Zahlreiche in den letzten Jahren gescheiterte Projekte wie Internet-Boxen für Fernseher, interaktive TV-Projekte und tragbare Webpads scheinen vergessen - nun gibt es sie wieder: die Konvergenz der Medien und sie scheint einen bisher vorsichtigen, aber stetigen Fortschritt zu machen. Kein Wunder: seit der Jahrtausendwende verdoppelte Verkaufszahlen für Multimedia-Hardware von DVD-Playern bis hin zu Digitalkameras sprechen für sich und lassen einen nicht abzustreitenden Trend erkennen, ein Übriges tun hierbei kabellose Vernetzungsverfahren wir Bluetooth oder Wireless LAN.

8.1.1 Von der Nische zum Standard

Als vor ein paar Jahren die damals neue DVD-Technik präsentiert wurde, verhielt sich der Endverbraucher aufgrund horenter Preise, fehlender Standards und unausreichend unterstützender Software auch noch skeptisch und vorsichtig. Mittlerweile dürfte DVD zum Standard im Wohnzimmer gehören und ein PC ohne DVD-Laufwerk gilt schlichtweg als veraltet. Als die CD-ROM zum Massenmedium wurde, dauerte es ebenso lang, aber sie hat sich gegenüber der alten Diskettentechnik durchgesetzt. Mit DVD ist es ähnlich: kaum ein Film wird heute nicht in einer VHS- und einer DVD-Version in den Videotheken und bei den Elektronikfachgeschäften angeboten, auch Spiele auf DVD vermehren sich und die Preise für DVD-Brenner sinken stetig (die Preise für DVD-Spieler sind es schon längst). In ein bis zwei Jahren wird die "neue" Technik zum Repertoire jedes Multimediaanwenders gehören, der unterhaltungssüchtige Mensch wird sich einfach nicht mehr drum herum stehlen können.

Kann es mit der multimedialen Vernetzung ähnlich sein? Meiner Meinung nach ja. Heute erscheint es noch wie Zukunftsmusik: der Fernseher, der einen an seine im PC gespeicherten Termine erinnert, der Videorekorder, der alle Sendungen aufnimmt, die für einen interessant sein könnten, der Kühlschrank, der seinen Inhalt selbstständig überprüft und im Internet einkauft oder die HiFi-Anlage, die sich im Internet-Radio nach bevorzugten Musikstilen erkundigt und diese dann voll-automatisch wiedergibt, digital natürlich.
Bisher war diese Vernetzung nur für schwerreiche Endanwender erschwinglich - Millionäre, die sich um ihre Finanzen keine Sorgen machen müssen, die ihre Häuser um ihre Vernetzungstechnologie herum bauen können. Von niemand anderem als Bill Gates wird nun eine Prophezeiung der Eroberung des Massenmarktes ausgesprochen: jeder solle Zugang bekommen zu der multimedialen Welt, die er sich schon 1998 in seinem Haus hat einrichten lassen. Kein Wunder, sollen doch Microsoft und seine zukünftigen Software-Produkte im Mittelpunkt des neuen Multimedia-Booms stehen.

8.1.2 Der multimediale Mittelpunkt

Zurzeit gibt es noch ein Tauziehen zwischen Herstellern für Fernseher und Computer, wobei die Frage ist, welches Medium zum Mittelpunkt des multimedialen Heims werden soll. Der PC mit seinen vielfältigen, aber komplizierten Anwendungsmöglichkeiten oder der Fernseher mit seiner einfachen Bedienung, der dann über speziell abgestimmte Fernbedienungen alle Elektronikgeräte im Haus steuern kann?! Da noch kein Sieger feststeht, sichern sich viele Hersteller vorerst nach beiden Seiten ab. So z.B. Sony, welches zwar den Fernseher als Unterhaltungsmittelpunkt preist, gleichzeitig aber seine Vaio-PCs als Multimedia-Maschinen etablieren will. Ähnlich sieht es bei Samsung aus, wobei hier vorrangig auf den PC gesetzt wird.

8.1.3 Zukunftsmusik

Dass Visionäre gern übertreiben, dürfte jedem klar sein. Fakt ist, dass der Trend zu multimedialer Vernetzung da ist, es aber noch Jahre dauern dürfte, bis dies auch für den normalen Heimanwender interessant wird. Zu gering sind einfach noch die Standards, zu aufwendig ist die Installation eines solchen Systems und vor allem zu teuer. Wo die technikbegeisterten Amerikaner und Japaner schon weiter sind, gibt sich der deutsche Markt recht konservativ. Wenige hundert Häuser sind in Deutschland bereits multimedial vernetzt, der Anlauf zum Massenmarkt scheint aber einen unaufhörlichen Lauf zu nehmen. Einen wichtigen Faktor weltweit spielt auch die Industrie, die sich aufgrund der Wirtschaftsflaute und der allgemeinen Firmenstrategien verständlich vorsichtig ausgibt. Bedenken vieler namhafter Firmen führen immer wieder dazu, dass es nicht einfach ist, revolutionäre Visionen durch zu setzen. Zudem fehlt noch die Software, um diese Ideen firmenübergreifend realisieren zu können.

8.1.4 Wo steht Microsoft?

Ein Ziel Microsofts ist es, Konkurrenten wie Linux und andere Betriebssysteme zu verdrängen und das Monopol noch weiter auszubauen. Nach dem Willen von Bill Gates soll in Zukunft in jedem elektronischen Gerät, welches an der Multimedia-Vernetzung beteiligt ist, ein Windows-Betriebssystem sein Werk versehen - entsprechende Lizenzkosten natürlich inbegriffen. Daher kommen Microsoft auch die Bedenken vor allem der Filmindustrie gerade recht, welche sich davor graut, dass Filme einfach im DVD-Format auf Festplatte gespeichert werden könnten. Mit dem hardwarebasierten TCPA und dem darauf aufbauenden Software-System "Next Generation Secure Computer Base" (ehemals "Palladium") zelebriert Bill Gates das Ende von Raubkopien und eine neue Ära der Überwachung von illegalen Zugriffen. So könnte ein Film nur dann auf einer bestimmten Hardware (z.B. einem Fernseher) abgespielt werden, wenn diese den TCPA-Chip aktiviert hat und bestimmte Parameter zutreffen, so z.B. dass für den Film bezahlt wurde oder dass man ihn erst x-mal angesehen hat. Dieses System soll die Filmindustrie auf die Seite von Microsoft ziehen, ebenso werden potentielle Konkurrenten eliminiert, wenn in Zukunft z.B. nur noch Hardware funktionsfähig ist, welche TCPA-konform arbeitet oder Software nur dann freigeschaltet wird, wenn sie TCPA-zertifiziert ist, was für viele Software-Hersteller und für freie Projekte wie Linux ein Problem werden könnte. Man kann es auch mit dem Ende der freien Meinungsäußerung vergleichen (obwohl dies rechtsmäßig nicht zutrifft). Fakt ist: Microsoft versucht verlorene Marktanteile wieder zu gewinnen und mit neuen Technologien zu reizen - ob dies die zum Großteil vorsichtigen Käufer eher reizt als verschreckt, das wird sich erst noch heraus stellen.
Ein weiterer Aspekt für ein Gelingen Microsofts könnte das Vorantreiben von Standards z.B. für die kabellose Vernetzung von unterschiedlichsten Geräten sein. Die starke Microsoft-Intel-Allianz könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen, können dadurch doch Hardware und Software optimal aufeinander abgestimmt werden.
Windows-Logo

8.1.5 Wo steht Linux?

Die Rolle von Linux kann nicht so einfach bestimmt werden. Wenn Microsoft mit seiner TCPA-Strategie ernst macht und immer mehr Hardware-Hersteller mitziehen, dann könnte dies zunächst einmal zu mehr Interessenten für Linux führen, da viele davon abgeschreckt werden, dass ihnen die volle Kontrolle über ihren PC genommen und einer Software in die Hände gedrückt wird, die dann auch dazu benutzt werden könnte, den Anwender auszuspionieren.
Andererseits könnte es bei einer Etablierung und einer stetigen Standardisierung von TCPA das Aus für Linux bedeuten und das stimmt nachdenklich. Ebenso sieht es für einen PC im Mittelpunkt der multimedialen Welt mit Linux-Betriebssystem recht schlecht aus, schließlich ist nicht Linux, sondern Windows der Vorreiter auf einer solchen Welle, die die unterhaltungssüchtigen Anwender auf seine Seite ziehen will. Linux kann nachziehen, die Software dafür kann programmiert werden, es wird aber einige Zeit vergehen und diese Zeitspanne könnte zu großen Verlusten führen. Nichtsdestotrotz glaube ich an ein Bestehen von Linux im Heimanwenderbereich sowie auf dem Markt der Server und professionellen Anwender. Und wenn Multimedia-Häuser wirklich zum Standard werden, dann wird meiner Meinung nach auch Linux reif dafür sein.
Linux-Logo

8.2 Multimediale Mobilität

8.2.1 Handys als Alleskönner

Waren Handys vor 5 Jahren noch so groß wie eine Telefonzelle und die Software langsam und fehleranfällig, so hat sich dies mittlerweile gewaltig geändert. Die Handys wurden kleiner, bis es nicht kleiner ging, ohne den Bedienkomfort zu beeinträchtigen, bekamen eine höhere Auflösung spendiert, wurden mit besserer Software und Spielen ausgestattet und enthalten heutzutage Digitalkameras, MMS-Funktionen, Fotogalerien, MP3-Player und allen möglichen anderen technischen Schnickschnack.
Auch auf der CeBIT 2003 wurde die Technik-Spielerei zelebriert, mehr als in den Jahren zuvor, wo die publikumswirksame Unterhaltungselektronik eher außen vor war. Wohl aus Gründen der Besucherzahlen war das dieses Jahr anders.
Die Anzahl der verkauften Kamerahandys seit Markteinführung spricht für sich. Viele Anwender scheinen demnach die Technikspielerei zu begrüßen. Auch wenn dies nicht unumstritten ist: technische Mängel sind nicht selten; so sind die Objektive schlecht, der Sucher ist nicht richtig einstellbar und die Bilder können vielerorts als "Pixelschrott" bezeichnet werden. Zudem werden von den über 4000 Farbnuancen, die ein Mensch unterscheiden kann, oft noch nur 256 Farben genutzt - die daraus resultierenden Bilder kann man gelinde ausgedrückt als unnatürlich bezeichnen.
Handys
Dies soll sich allerdings alsbald ändern. Denn die Branche liegt im Trend: 2002 verkauften T-Mobile und Vodafone über 500.000 Fotohandys weltweit, 2003 sollen und werden es noch einige mehr sein. Dies ist auch darauf zurück zu führen, dass die bei der CeBIT vorgestellten Handys schon 16-Bit-Farben und gestochen scharfe Bilder abgeliefert haben und sich mit den neuen UMTS-Handys -die allerdings noch testweise an die ersten Mobiltelefone erinnern- auch Videoübertragungen in guter Qualität realisieren lassen werden.
Die Telekom will zukünftig mit Microsoft kooperieren: viel zu lange hätte man die Handybranche in die Hände von Nokia und Konsorten gelegt, es werde Zeit, das Ruder selbst zu steuern. So will die Telekom ein Smartphone mit Windows-Betriebssystem für den deutschen Markt heraus bringen, welches von der taiwanesischen Firma HTC entwickelt wird.
Motorola dagegen bringt mit dem Modell A760 das weltweit erste Handy mit Linux-Distribution auf den bis jetzt erst asiatischen Markt - natürlich ist dies zu begrüßen, fraglich bleibt dennoch, ob sich Linux in diesem Bereich durchsetzen wird.
Wie man sehen kann, tut sich viel im Bereich der Software für Handys und Nokia sowie andere Handyhersteller müssen aufpassen, in diesem in letzter Zeit eher vernachlässigten Bereich nicht den Anschluss zu verlieren. Bei den Nokianern gibt man sich allerdings gelassen: Konkurrenz sei erwünscht und würde den Wettbewerb anregen, hieß es von der Firmenseite aus.
Ideenreichtum bei der Handy-Herstellung ist immer mehr gefragt. Auf 100 Deutsche entfallen heutzutage ca. 72 Handys, das explosive Wachstum wie vor einigen Jahren ist damit beendet, es müssen neue Ideen her, um die Käufer auch zukünftig zu locken. Handys sollten sich demnach zu Accessoires entwickeln, jeder sollte gleich mehrere haben, neue Wege sind z.B. Handys in Armbanduhren und anderorts im täglichen Leben - die Welt wird mobil; und multimedial.

8.2.2 Mobile PCs

Schaut man auf die Verkaufszahlen, dann wird es recht deutlich: jeder 5. gekaufte PC in Deutschland ist ein Notebook. Kein Wunder, werden die transportablen Alleskönner doch immer leichter und vor allem schneller. Konnten vor ein paar Jahren Notebooks in Preis und Leistung nicht mit Desktop-PCs konkurrieren, so hat sich dies gewaltig geändert. Immer beliebter werden Notebooks, egal in welchen Bereichen. Auch auf LAN-Parties, wo rechen- und grafikintensive 3D-Shooter im Rampenlicht stehen, sieht man immer häufiger die flachen Rechner werkeln. Doch werden sie auch schneller, einen Vorwurf müssen sich Notebooks trotzdem gefallen lassen: die Aufrüstbarkeit kann man allenfalls als miserabel bezeichnen, in diesem Bereich müsste noch einiges getan werden.
Der allgemeine Trend geht zudem in Richtung immer kleinerer, flacherer und leichterer Laptops. Einige gibt es schon im Westentaschenformat und doch leisten sie um einiges mehr als die ähnlich großen PDAs, die sich mangels Interesse und Nutzen noch nicht wirklich weit verbreiten konnten.
Neue Convertibles -also Mischungen aus normalem Laptop und Tablet-PC- wurden auch vorgestellt, sie sind im Gegensatz zu herkömmlichen Notebooks allerdings noch viel zu teuer, zu leistungsschwach und zu schwer und somit im Höchstfall für engagierte Geschäftsleute zu empfehlen, denen eingebaute Funktionen wie Schrifterkennung und Touchscreen-Bedienung von Nutzen sein könnten.
Ebenfalls zur CeBIT hat Intel seine neue Chip-Generation vorgestellt: der "Centrino" soll leichtere und flachere Laptops ermöglichen und die Akkulaufzeit deutlich erhöhen. Mit Taktraten von ca. 1,6 GHz sollen sie zudem nicht allzu hoch gebrüstet sein und trotzdem Leistung satt erbringen. Demnach zu urteilen hat man sich bei Intel von dem viel postulierten Leitsatz, dass schnellere Taktraten auch immer besser sind, abgewandt und eingesehen, dass dem nicht so ist, dass stattdessen neue Wege gefunden werden müssen, um mehr Power aus einer CPU zu kitzeln...

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