Zukunft (2006-?) - ein paar Überlegungen

Bedeutungswachstum
Das Internet wird uns immer stärker beeinflussen. Informationen zu erhalten, egal wo man gerade ist, wird in Zukunft kein Wunsch mehr sein sonder Realität. Und es wird nötig sein, wenn man nicht den Anschluss verpassen will. Ob Handys, Laptops, auch schon Uhren -- immer mehr mobile Geräte werden bereit gestellt, um immer und überall online zu sein und sein Unwissen aus der Welt zu räumen. Menschen, die heute nicht im Internet sind, gelten als veraltet, die heranwachsende Generation hat schier keine Berufschancen mehr, wenn sie nicht internettauglich ist. Das System "Menschheit" wird in Zukunft auf dem Weg zu mehr Effizienz die Kommunikation seiner Bestandteile untereinander immer weiter ausbauen - ein Prozess, der der natürlichen Evolution nur allzu nahe steht.
e-Begriffe
Viele alltägliche Dinge wurden und werden zunehmend ins Internet verlagert. e-Government z.B. steuert Verwaltungsaufgaben über das Netz der Netze, e-Learning ist eine ideale Ergänzung zum eigentlichen Lernen in Uni oder Schule. Zudem hat der Internet-Boom der letzten Jahre die gesamte Geschäftswelt erfaßt, auch das Big Business - Stichwort: e-Commerce. Firmen wie Netscape erlebten Börsen-Traumstarts. Vertriebsleute, die faktisch keine Ahnung vom Internet haben, reden Bände darüber, unterstützt durch schicke Overhead-Folien. Keine namhafte Firma kann es sich mehr leisten, nicht im Internet vertreten zu sein, auch wenn viele Firmen offensichtlich nicht so recht wissen, was sie mit ihrer WWW-Präsenz eigentlich anfangen sollen. Wer heute keinen Online-Shop hat, kann kaum Umsatzsteigerungen erwarten, was zu Lasten des klassischen Einzelhandels geht. Kunden gehen nicht einfach mehr in Geschäfte auf der Suche nach einer neuen Digitalkamera, sie schauen immer öfter im Internet nach und vergleichen die Preise, wodurch sich meist viel Geld sparen lässt. Doch eines kann das Internet nicht ersetzen: das Gefühl für den Kunden, sein Produkt auch schon einmal in den Händen zu halten bevor er es kauft, sich mit ihm zu identifizieren. Dieses Gefühl schreckt immernoch viele ab, wenn es daran geht sich eine Neuanschaffung zu leisten.
Globalisierung
Andere Kulturen und Menschen aus aller Welt kennen lernen - dies steht heute schon jedem offen. Erfahrungen und Informationen auszutauschen bedarf aber einer einheitlichen Sprache - daher wird sich Englisch als weltumfassende Standardsprache immer mehr durchsetzen. Im Zuge der Globalisierung werde Ländergrenzen und Regierungssysteme zwar erhalten bleiben, die Menschheit rückt aber immer näher aneinander. Es ist nicht mehr nötig nach Kanada zu reisen um ein Meeting mit seinen Geschäftspartnern zu halten - es kann sofort gehalten werden, hier und jetzt: im Internet. Dieser freie Informationsaustausch hat dort Nachteile, wo fundamentalistische Regime an der Macht sind: im Islam oder z.B. China sieht man es doch gar nicht gern, dass die Untertanen Zugriff auf das Internet haben und den Rest der Welt und deren Anschauungen kennen lernen.
Ausbildung
Der Begriff des e-Learnings beschäftigt Wissenschaftler und Forscher zunehmends. Auch die Idee eines Fernstudiums klingt verlockend. Für Studenten wäre es wohl ein Traum, frühs später aufzustehen und sich die Vorlesung im Internet anhören zu können. Leere Hörsäle also? Ich denke nicht! Computergestütztes Lernen wird eine Ergänzung zum lokalen Lernen darstellen, dies ist heute bereits der Fall. Doch ersetzen wird eine virtuelle Vorlesung eine Lehrveranstaltung, bei der man anwesend ist sicher nicht. Anwendung wird e-Learning vor allem dann finden, wenn es Sinn macht, durch multimediale Inhalte ein besseres Lernergebnis zu erzielen oder Sachverhalte anschaulich darzustellen. Trotzdem wird die direkte Interaktion und der Dialog mit einem Professor nie zu ersetzen sein.
Kommunikation
Vinton Cerf (der 'Vater' des Internet) bezeichnet in einem Interview mit der Zeitschrift c't [Kr98] das Internet "(...) als die wichtigste Infrastruktur für alle Arten von Kommunikation.". Auf die Frage, wie man sich die neuen Kommunikationsdienste des Internet vorstellen könne, antwortete Cerf:

"Am spannendsten finde ich es, die ganzen Haushaltsgeräte ans Netz anzuschließen. Ich denke dabei nicht nur daran, daß der Kühlschrank sich in Zukunft mit der Heizung austauscht, ob es in der Küche zu warm ist. Stromgesellschaften könnten beispielsweise Geräte wie Geschirrspülmaschinen kontrollieren und ihnen Strom genau dann zur Verfügung stellen, wenn gerade keine Spitzennachfrage herrscht. Derartige Anwendungen hängen allerdings davon ab, daß sie zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden. Das ist nicht unbedingt ferne Zukunftsmusik; die Programmierer müssten eigentlich nur damit anfangen, endlich Software für intelligente Netzwerkanwendungen zu schreiben. Und natürlich muss die Sicherheit derartiger Systeme garantiert sein. Schließlich möchte ich nicht, daß die Nachbarkinder mein Haus programmieren!"

Abseits der Kommunikation von Kühlschrank und Mikrowelle gibt es aber auch eine viel elementarere Sicht der Kommunikation - die Kommunikation der Menschen untereinander. Auch wenn derzeit viel von virtuellen, unendlichen Räumen und dergleichen die Rede ist: das Internet wird von Menschen "gemacht", und Menschen haben Bedürfnisse wie Geborgenheit, Zugehörigkeit, Identifikation. Die heute oft übliche, kalt-metallische Cyberspace-Symbologie muss menschlicheren Vorstellungen weichen. In den USA nutzen viele Bürger das Internet schon längst nur noch auf lokaler Ebene. Es ist ein gutes Gefühl, sich in einem Anfall von Fremdheitssucht mal die Homepage einer neuseeländischen Provinzschule anschauen zu können. Doch das wird in Zukunft nur ein angenehmer Nebeneffekt, nicht der Sinn des Netzes sein. Der Sinn des Netzes kann nicht darin bestehen, tradiertes Wissen und lebendige Kommunikationszusammenhänge zu zerstören, sondern sie in neuen, der Gegenwart gemäßen Formen widerzuspiegeln. Die Tendenz zur Vernetzung wird dabei aber hoffentlich die Anzahl der erfreulichen "Synergie-Effekte" weltweit um ein Vielfaches erhöhen.

Technologien

Bis vor einiger Zeit wurde das Internet größtenteils nur von Universitäten, Regierungsbehörden (dies aber auch fast nur in den USA und hier vor allem vom Verteidigungsministerium) und einigen Firmen aus der Industrie genutzt. Seit der Einführung des World Wide Web (WWW) ist das Internet aber auch zunehmend für Privatpersonen, kleinere Firmen etc. interessant. Das Internet wandelt sich von einem "Spielplatz für Akademiker" zu einem weltweiten Informations- und Unterhaltungssystem. Mit der ständig steigenden Anzahl von Benutzern des Internet werden sich auch die Anforderungen an das Netz ändern bzw. haben sich bereits geändert. Genannt sei hier nur als Beispiel das angestrebte Zusammenwachsen der Computer-, Unterhaltungs- und Telekommunikationsbranchen. Den Anforderungen, die z.B. Video-on-demand stellt, ist das Internet bzw. das Internet Protokoll in der Version 4 nicht gewachsen. Daher muss versucht werden, neue Technologien zu entwickeln, mit denen man die vorhandenen Probleme löst. Größen- unbd Sicherheitsprobleme behebt die neue Version der Internet Protokolls IPv6, welche in den Startlöchern steht und in den IP-Stacks moderner Betriebssysteme bereits integriert ist. Ebenso wird in der neuen IP-Version ein hohes Gewicht auf Dienste wie Video- oder Audioübertragung gelegt, sodass man auch diesen Aspekten gewachsen sein wird.

XML gilt als DIE Zukunftstechnologie bei den Dokumentbeschreibungssprachen. Mit ihr wird es möglich sein noch eine viel breitere Maße an Benutzern anzusprechen als dies mit HTML möglich war/ist. Bereits heute lassen sich viele Dokumente aller möglichen Kategorien wie z.B. Datenbanken, Textdokumente und Diagramme nach XML konvertieren. Die XML-Sprachenfamilie ist groß - so gehören Sprachen zur Einbindung von WAP ebenso dazu wie solche für die Übertragung von RealAudio.

SVG (Scalable Vector Graphics) bieten im Bildbereich eine viel höhere Flexibilität als klassische rasterorientierte Bildformate wie z.B. JPG oder PNG, kann man mit ihnen doch interaktive Webseiten gestalten. Nicht umsonst wird der Fortschritt dieser Technologie von führenden Fimren wie Adobe forciert.

Im Bereich der Audio- und Videoübertragung setzt man auf Streaming, welches eine Echtzeitwiedergabe von herunter geladenen kontinuierlichen Medien ermöglicht. So könnten in Zukunft neben Videokonferenzen auch TV-Übertragungen über das Internet gesendet werden. Ebenso wird sich das klassische Telefonieren immer weiter zurückziehen. Mit VoIP (Voice over IP) steht heute schon die Technologie bereit, um über das Internet sprachlich kommunizieren zu können.

Allgemein lässt sich wohl sagen, dass der Trend immer weiter zur Einbindung kontinuierlicher Medien und zur Interaktion geht. Statische Webseiten sind out, Animationen in - dies ist allein durch den Erfolg von Flash auf Webseiten zu sehen. In Zukunft werden sich solche Technologien weiter ausbreiten, die Informationssuche aktiv untersützen und zu einem wahren "Surf-Erlebnis" machen.

Probleme

Es gibt noch viele Probleme, die zu bewältigen sind. Technologische wie Geschwindigkeit, IP-Bereiche oder etwa Video-/Audio-Übertragung lassen sich durch die Fortschritte im Kommunikationssektor bewältigen. Das Internet ist noch kein Unterhaltungsmedium, wird sich aber zu einem solchen entwickeln.

Doch was ist mit Problemen, die nicht oder nur teils technologischer Natur sind? Die den Menschen betreffen, nicht den Computer? Stichwort Kriminalität: mal fix von einer der angesagten Tauschbörsen den neusten Film oder Song "saugen", das wird von vielen nicht mal mehr als Kavaliersdelikt empfunden. "Freie Informationsverbreitung" als freie Verbreitung urheberrechtlich geschützter Daten? Dies ist ein Hauptproblem, mit dem die heutige Film-/Musik-Industrie und Softwarefirmen zu kämpfen haben.

Doch nicht nur der illegale Austausch von Daten, auch Kriminalität und das Verbreiten illegaler Inhalte machen Sorgen. Ob pornografische oder rechtsextremistische Seiten - sie sind so verbreitet und leicht zugänglich, dass die Polizei mit ihren Ermittlungen kaum nachkommt. Und wenn eine Seite wegen Verfassungswidrigkeit geschlossen wird, taucht sie auf ausländischen Servern gleich mehrfach wieder auf - schöne neue Netzwelt!

Doch auch ausländische Extremgruppen haben leichteres Spiel, um weltweite Anhänger zu finden und sich zu organisieren. So rufen viele zum "Heiligen Krieg" auf und Anhänger in aller Welt horchen. Das Problem der Terroristenbekämpfung ist also auch ein Problem des Internets.

Wie sieht es mit sozialen Problemen aus, mit Problemen von uns untereinander? Auch diese darf man nicht unterschätzen. Ein Teenager, der in die Netzwelt flieht um sein richtiges Leben zu vergessen ist auch ein Süchtiger, dem geholfen werden muss. Kommunikation im Netz ist eben nicht dasselbe wie die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch und darf keinesfalls als solche verstanden werden.